ab 1930

Susy und Erich

Wir mit den Jahrgängen ab 1930
Bearbeitet von Erich Gerber, geboren am 14. Januar 1932

Wir wurden geboren, als es noch kein Fernsehen gab, kein Penizillin, keine Schluckimpfung gegen Kinderlähmung, keine Gefrierprodukte, keinen Xerox-Drucker, kein Plastik, keine Kontaktlinsen, keinen Herzschrittmacher und künstliche Gelenke gab.

Wir haben weder Snowboards noch die Pille gekannt.

Wir wurden geboren, bevor es Radar, Kreditkarten, Atomspaltung, Laser-strahlen oder den  «Kuli» (Kugelschreiber) gegeben hat.

Bevor die Abwaschmaschine, der Tumbler, Heizdecken, Air Conditioning und pflegeleichte Kleider hergestellt wurden, bevor der erste Mensch auf dem Mond gelandet ist (1969).

Wir haben uns damals zuerst verheiratet und erst nachher zusammen gelebt (es ging offenbar auch so!)

Wir waren wohl die letzte Generation, die so dumm war, zu glauben, dass eine Frau einen Mann heiraten muss, um ein Kind zu bekommen.

Was in der Welt geschah, zeigte uns die Wochenschau im Kino, etwa 14 Tage später.

Unsere Kontakte pflegten wir persönlich und nicht über Hotline, Online, Inline oder Airline.

Alte Zeitungen wurden für hinterlistige Zwecke gebraucht. Von Recycling sprach niemand.

Als Schulkinder haben wir Kartoffelkäfer und Maikäfer gesammelt.

Wir waren der Meinung, Fastfood esse man in der Fasnachtszeit und ein Big Mac sei ein übergrosser Schottländer.

Uns hat es gegeben, bevor man den Hausmann kannte und wenn jemand von «Emanzen» geredet hat, hat man eher an eine Art Hauswanze gedacht.

Uns hat es gegeben, bevor Tagesheime, Gruppensex, Wohngemein-schaften und Wegwerfwindeln («Pampers») da waren.

Wir hatten noch nichts von elektrischen Schreibmaschinen, Computer, IPhones und Smartphones, Tablets, künstlichen Herzen und Nieren oder Mannen mit Halskettelis und Ohrringen gehört oder gesehen.

Unter «Hardware» haben wir Schrauben und Nägel verstanden, unter «Software» Kissen für das Bett oder Kanapee.

ABS (Antiblockiersysteme), Turbo, Nylonstrümpfe, Tranquilizer, Digitaluhren und Airbags (Aufprallkissen) waren für uns noch unbekannte Begriffe.

«Made in Japan» hat vor 1930 Ramsch-Ware bedeutet. Von MacDonalds, Pizzerias, Instant Kaffee (getrocknetem Kaffee Extrakt) oder Kaffeekapseln wussten wir noch nichts.

Zu unserer Zeit gab es noch keine Gruppentherapie, «Weigth-Watchers», Sonnenstudios, Kinder-Erziehungsjahre für Väter und computergesteuerte Heiratsvermittlungen.

«Software» galt für alles, was man mit dem Computer nicht anfassen kann – «Nonfood» für alles, was man nicht essen oder trinken kann, ein gesundes Fachwissen wurde noch nicht mit «Know-How» bezeichnet.

In unserer Jugendzeit war das Zigaretten-Rauchen eine Art Mode. Nielen (das heisst die gemeine Waldrebe = Clementis vitalba) haben wir manchmal im Geheimen bevorzugt. (Dass diese Nielen ebenso schädlich sind, konnte uns niemand verraten.)

Anstatt «Hallo» oder «Hay» haben wir einander Tschou oder Salü zugerufen.

«Gras» war für die Kühe und ein «Joint» für eine Rohrverbindung.

«Koks» lag im Heizkeller. Und unter «Aids» hätten wir entweder Schönheitspflege oder Hilfe an Bedürftige verstanden.

Wir wurden geboren, bevor es Taschenrechner, Jumbo Jets, Breitwandfilme, Surfbretter, Garten-Shredder (zum Zerkleinern von allerhand Materialien), Küchen-Mixer und Jasskarten-Mischmaschinen gegeben hat.

Melchmaschinen, Personal-Computer und Grossraumbüros waren unbekannt.

In der Freizeit haben wir gesungen, gejasst und sind Wandern gegangen, haben den Garten gepflegt oder miteinander gespielt.

Viele von uns waren überzeugte Pfadfinder und haben viel Praktisches kennengelernt und geübt.

Damals hat die Studentenverbindung Manessia noch kein Rhetoriktraining gekannt, um neue Mitglieder zu keilen. Es gab viele schlagende Verbindungen.

Niemand hat River Rafting betrieben oder ist mit Delta-Gleitschirmen durch die Luft geflogen, ist im Toten Meer getaucht, konnte Joggen, im Himalaya trecken (bergwandern) oder Bungi Springen (von einem Bauwerk in die Tiefe stürzen).

Dass riesige Kreuzfahrtschiffe heute bis zu 10'000 Personen an Bord haben, konnte uns nicht einmal im Traum einfallen.

Wir haben im «Lädeli» einkauft – heute shoppen wir im Supermarkt oder bestellen «online.»

Selbstbedienung war damals noch ganz unbekannt.

Wir sagten «Guten Tag» und nicht nur «Hallo» oder «Hi». Wenn wir etwas gut fanden, sagten wir «es war schön» und nicht bloss «OK» oder «Megageil».

Wir feierten unsere kleinen Feste und keine Parties oder Festivals. Höhepunkte waren noch keine «Highlights». Wir haben Mundart gesprochen – und noch kein Amerikanisch-Mischmasch.

Wir kannten Musik ab grossen Schallplatten, nicht vom Tonband oder über UKW aus Transistor-Radios. Die New Yorker Symphoniker konnten wir noch nicht über Satelliten hören.

Die Wagen der SBB hatten damals noch eine 3. Klasse, die wir Holzklasse nannten und wo man seitlich eingestiegen ist.

1942 wurde der grosse Aare-Viadukt in Bern, an dem mein Vater als Dipl. Ing ETH aktiv mitgearbeitet hatte, mit gewichtigen Dampfmaschinen getestet und eingeweiht.

Bei den Strassenbahnen konnte man in Eile noch auf- und abspringen- jeder Wagen hatte einen Schaffner.

Die Stadt war noch keine «City», ein Vereinsanlass noch kein «Event».

Liebe Mitjahrgängerinnen und -jahrgänger: Hat es nicht viel Charakter, Stärke und Mut gebraucht, um uns an alle diese Veränderungen anzupassen, die mit der Zeit über unsere Welt hereingebrochen sind?

Kein Wunder, dass wir manchmal ein wenig verwirrt sind und von einem Generationenproblem reden.

Aber - weiss Gott - wir haben es überlebt!