Erich Gerber
Wohnung 230
10. Februar 2022
Kommentar:
Heinz Engeli hat jahrelang den «Männerstamm» kompetent geleitet.
Diesen
Vortrag über die Freundschaft und das reiche Wirken von Alois Uttinger habe ich
damals vorbereitet, aber nicht durchgeführt. Heute widme ich diesen Text meinem
Freund Alois, der am 20. Januar 2022 leider verstorben ist. Am 9. Februar
wurde er vor seiner zahlreichen Familie in der Kirche St. Gallus verabschiedet.
Männerstamm vom 16. März 2021
Was ist ein guter, treuer Freund,
was bedeutet Freundschaft?
Lieber Obmann Heinz
Liebe Assistentin Melanie
Liebe Männer,
Willkommen zu diesem Thema!
Kürzlich habe ich Alois Uttinger am
Bewohnertisch gefragt, wie ein neuer Bewohner hier im Zentrum einen Freund
gewinnen kann. Seine prompte Antwort: «Das ist sehr schwierig!» Alois hat
Recht. Aus seiner langen Erfahrung weiss er, was es braucht, um nur schon den
Namen eines neuen Bewohners kennenzulernen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Solche
blossen Kontakte genügen noch nicht, um miteinander gute Freunde zu werden. Was
braucht es denn? Ich meine, dass es dafür eine gemeinsame Leistung braucht.
Zur Vorbereitung auf dieses Thema
habe ich mir eine Liste meiner besten Freunde und Freundinnen notiert und mir
überlegt, wo und wie ich diese Personen kennengelernt habe und was wir zusammen
unternommen haben, um gute Freunde zu
werden und es hoffentlich auch zu bleiben.
Bei mir sind es einzelne Namen aus dem Wohnquartier, aus der Schule, dem Gymi,
der Verwandschaft, den Pfadi, der Jugendgruppe, der Kirche, der Rekrutenschule,
von Rotary und andern Vereinen, von meinem frei erfundenen Schweizer Rotary
Club Redliwil, aus der Politik und unserem Zentrum.
Namen von Freunden und Freundinnen:
Gymi: Zack, Lorenzo, Züsi
Quartier: Joshi, Kurt Baumgartner, Madee,
Familie: Hans-Uli, Alex
Pfadi: Moli, Pilz, Nidle
Jugendgruppe: Markus Stotzer
Kirche: Jjri, Hanna, Erika
RS: Gruppe 66 Jahre
AZ: Alois,
Rotary: Max Ruckstuhl, Beat Bächler, Pascal Schlittler
Erfindung RC Redliwil: 98 Glossen
Mit Lorenzo Zala bin ich zum
Beispiel aus unserem Wohnquartier jeden Tag zusammen ins Gymi gelaufen, wo wir
jahrelang auf der gleichen Schulbank sassen. Mit meinem Pfadivenner Pilz habe
ich bei der Pfadfinderabteilung Patria Bern an Samstagnachmittagen meist im
Bremgartenwald rassige Uebungen durchgeführt und mit dem Truppführer Moli 14-tägige
Zeltlager im Wallis geplant und durchgeführt.
Als ich mit 10 Jahren meinen 46-jährigen
Vater nach einem Herzschlag beim Tennisspielen verlor, hat mir Pfarrer Markus
Stotzer aus Bern menschlich enorm geholfen. Ich konnte bei Problemen jederzeit
-Tag und Nacht - bei ihm am Höhenweg vorbeigehen und Kraft von ihm schöpfen. Ich
habe ihm dann bei der Gründung einer Jugendgruppe geholfen. In einem Totentanz
musste ich den Tod spielen und war in ein Knochengerüst gekleidet.
Markus und ich sind Freunde fürs ganze Leben geworden und geblieben. Leider ist
er an einem Krebs verschieden.
Mit den Rekruten, die ich 1954 als Leutnant in der Kaserne Bern geführt habe
und noch leben, komme ich nach 66 Jahren immer noch zusammen. Aus Soldaten sind
Freunde fürs Leben geworden.
Mit Alexander Hoffmann aus Frankfurt am Main habe ich den Schweizer Rotary Club
Redliwil frei erfunden. Zusammen haben wir 98 Glossen ausgedacht und unter
www.rc-redliwil.ch
publiziert. Dadurch sind wir gute
Freunde «über die Grenze» geworden.
Das heisst:
Wenn wir zusammen etwas unternehmen und leisten, das nicht ganz
selbstverständlich ist, das einen persönlichen Einsatz und eine besondere Anstrengung
erfordert - wenn es gilt, gewisse Ziele zu erreichen, Probleme zu lösen, Finanzen
zu beschaffen, Schwierigkeiten zu überwinden, können aus blossen Kontakten mit
der Zeit echte, sogar dauerhafte Freundschaften mit einzelnen Persönlichkeiten entstehen.
Wenn ich zurückdenke, entstanden
die wenigsten meiner freundschaftlichen Kontakte aus beruflichen Situationen
, die ich
an manchen Orten unseres Landes vor mir hatte. Im Beruf sind die
Verhältnisse zwischen Chef und seinen Angestellten vertraglich und sachlich geregelt.
Innerhalb von Firmen können persönliche Freundschaften bei erfolgreichem Wirken
innerhalb von betrieblichen Gruppen entstehen.
Was bedeutet eine persönliche
Freundschaft?
Ein treuer Freund ist jemand, der
die Beziehung, die er zu dir hat, zu seiner Hauptsache macht!
Er
wird auf deiner Seite sein, egal was passiert.
Es
bedeutet, dass er immer Zeit für dich hat, um dir zu helfen, um die Probleme zu
lösen, die du in deinem Leben haben könntest.
Es ist dieser eine Freund, an den
wir immer denken, ob es ihm gut geht und ob wir ihm helfen können, schwierige
Zeiten ein wenig besser zu überstehen.
Du weißt, dass du einen treuen
Freund hast, dass du nicht jeden Tag mit ihm reden musst, dass du nicht jede
Minute jeder einzelnen Stunde mit ihm verbringen musst, sondern wenn ihr Tage,
Wochen oder Monate getrennt verbringt und euch endlich trefft, dieses Gefühl
der Zugehörigkeit spürt – so als wäret ihr nie getrennt gewesen.
Es ist dieser eine Freund, der eurer
Beziehung treu bleiben wird, für immer und ewig.
Er ist auch gerne in der
Gesellschaft all deiner andern Freunde.
Das Zusammenhalten in schwierigen
Zeiten macht eine Freundschaft immer stärker.
Du kannst ihnen alles sagen, was du willst, ohne Angst zu haben, dass morgen
die halbe Stadt irgendwie davon erfahren wird.
Wahre Freunde sind jene Freunde, die dir nie Grund zum Misstrauen geben.
Sie verstehen, dass jeder seine eigenen Entscheidungen trifft, und sie
respektieren deine.
Du rufst sie einfach an oder gehst zu ihnen und erzählst alles, was dir auf dem
Herzen liegt, in dem Wissen, dass deine Geheimnisse bei ihnen sicher sind, weil
ihre Herzen die sichersten Orte auf dem Planeten sind.
Eine solche Freundschaft gibt dir Kraft, ein noch besserer Mensch zu
werden.
Wenn du etwas falsch machst, wird dein Freund nicht nur still sein und
zuschauen, wie du hinfällst.
Er wird dich auf falsche Entscheidungen
aufmerksam machen, und nicht aufgeben, bis du verstanden hast, was er damit
meint.
Treue
Freunde zwingen dich nicht, etwas zu tun, was dir nicht gefällt, nur weil sie
es tun.
Sie
lieben deine Eigenarten und Fehler, denn sie sind es, die dich in ihren Augen
so besonders machen.
Loyal
zu Freunden zu sein bedeutet, loyal zu etwas zu sein, an das man glaubt, nicht
weil man es sollte, sondern weil man es will.
Sie
tun, was sie tun müssen, und sie tun es, weil sie es wirklich wollen.
Das
bedeutet, ein treuer Freund zu sein.
Wahre Freunde sind jene Freunde, die dir nie Grund zum Misstrauen geben.
Du kannst ihnen alles sagen, was du willst, ohne Angst zu haben, dass morgen die halbe Stadt irgendwie davon erfahren wird.
Du rufst sie einfach an
oder gehst zu ihnen und erzählst alles, was dir auf dem Herzen liegt, in dem
Wissen, dass deine Geheimnisse bei ihnen sicher sind, weil ihre Herzen die
sichersten Orte auf dem Planeten sind.
Loyale Freundschaft gibt
dir Kraft, ein noch besserer Mensch zu werden.
Wenn du etwas falsch
machst, werden sie nicht nur still sein und zusehen, wie du hinfällst. Sie
werden dich auf deine falschen Entscheidungen aufmerksam machen, und nicht
aufgeben, bis du verstanden hast, was sie dir zu sagen versuchen.
Sie verstehen, dass jeder
seine eigenen Entscheidungen trifft, und sie respektieren deine.
Sie respektieren dich und
lieben dich für das, was du wirklich bist – nicht für das, was sie wollen, dass
du bist.
Loyal zu Freunden zu sein
bedeutet, etwas zu sein, an das man glaubt, nicht weil man es sollte, sondern
weil man es will.
Es bedeutet, sich immer gegenseitig
zu unterstützen und zu verstehen, egal was passiert, denn wenn ihr das nicht
tut, wisst ihr, dass niemand sonst es tun wird.
Sie tun, was sie tun
müssen, und sie tun es, weil sie es wirklich wollen.
Ja, das ist es, was es
bedeutet, ein treuer Freund zu sein.
Geh und zeig ihm, wie sehr
du Deinen Freund schätzest, geh und zeig der Welt, dass du ihn liebst und dass
eure Freundschaft wirklich etwas Besonderes ist.
Vergiss also nicht, deine Freunde so zu behandeln,
wie sie dich behandeln – mit Respekt, Geduld, Liebe und Vertrauen.
Erich Gerber (90)