Erich Gerber
Mitglied des Bewohnerrates
Persönliche Gedanken
zum Alter und zum Lebensende
(Beitrag zur Sitzung vom 6. April 2022)
Liebe Frau Beck
Liebe Mitglieder
Wie Ihr wisst, habe ich am vergangen 14. Januar meinen 90. Geburtstag mit einem feinen Apero für alle gefeiert. Mehr als
früher denke ich jetzt selber über das Alter nach.
In der Zeitschrift «ZEITLUPE vom Oktober 2021 lese ich dazu:
«Zwischen 80 und 85 Jahren, wenn
die Kräfte nachlassen und körperliche Beeinträchtigungen den Alltag bestimmen, beginnt laut praktischer Forschung die Hochaltrigkeit, das sogenannte vierte Alter. Ein neuer Lebensabschnitt steht bevor. Der Uebergang stellt Herausforderungen,
birgt aber auch Chancen.»
Da meine liebe Frau Susy im Januar ebenfalls Geburtstag hat, haben wir in diesem Monat zusammen 177 Lebensjahre gefeiert - Grund genug, uns über diese Situation und die
weitere Zukunft möglichst konkrete Gedanken zu machen. Wie müssen wir leben, was müssen wir tun, damit es uns weiterhin gut geht?
Was ist das Wichtigste für uns beide:
Dass wir noch möglichst lange hier beisammen sind!
Ein zunehmendes Problem in der heutigen Zeit ist die Einsamkeit im Alter.
Ein starkes Einsamkeitsgefühl kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Alleinstehende, betagte Menschen, deren Freunde und Angehörige entweder verstorben oder beruflich stark eingebunden sind, leben meist in einer eigenen, einsamen
Welt, aus der sie nur schwer herausfinden. Ihnen fehlen die alltäglichen Kontakte, die ihrem Tag Struktur und Inhalt geben.
Kontaktlosigkeit kann auch Auswirkungen auf die Psyche haben. Einsamkeit geht nicht
selten mit Traurigkeit, Lethargie und Depression einher. Ohne soziale Kontakte werden die kognitiven Fähigkeiten unseres Gehirns zu wenig beansprucht, wodurch es zu einer emotionalen und geistigen Verkümmerung kommen kann.
Ich möchte das Alter und das Lebensende zum Thema machen und suche eine bekannte Persönlichkeit, die uns ihre Ansichten und Erfahrungen zu diesem Problemkreis in einem persönlichen Vortrag mitteilen kann.
Mit einem
Rundschreiben der Leitung an alle Mitbewohnenden möchte ich dann erfahren, an welchen Punkten sie besonders interessiert sind (zum Bespiel: Testament, Nachlassplanung, Patientenverfügung…)
Später können wir zu diesen Punkten Gruppendiskussionen mit speziellen Fachleuten aus unserer Mitte durchführen.
Bevor wir das eigene Lebensende zum Diskussionsthema machen, hilft es, sich selbst
damit auseinanderzusetzen. Folgende Fragen können hilfreich sein und uns vielleicht eine Orientierung bieten:
Wo stehe ich gerade? Welche Dinge habe ich bereits geklärt? Mit wem in der Familie möchte
ich über meine letzten Wünsche sprechen? Welche letzten Wünsche habe ich überhaupt? Wovor habe ich Angst? Und mit wem kann ich darüber sprechen?
Es sind sehr persönliche Fragen, die
ehrliche Antworten verlangen. Doch sie helfen, den letzten Abschied so zu gestalten, wie wir uns diesen vorstellen.
Dazu gehört beispielsweise auch festzulegen, welche Art von Bestattung man sich wünscht
– und wie diese finanziert werden soll. Denn wenn man sicher sein kann, dass die Beisetzung den Wünschen des Verstorbenen entspricht, ist das für viele ein zusätzlicher Trost.
Sicher spielt
das Fernsehen eine wichtige Rolle. Die meisten haben bald gelernt und geübt, sich mit ihrem Rollator fortzubewegen. Etwas eng wird es im Lift, wenn manche mit ihrem Rollator hineindrängen.
Wer noch gut
zwäg ist, geht gerne spazieren oder sogar mitten im Dorf einkaufen. Besonders beliebt ist das offene Restaurant mit der breiten Terrasse, wo sich manche Menschen gerne treffen.
Wie verbringen wir die
Zeit in unserer 2-Zimmer-Wohnung? Mit sehr viel Ruhezeit, wandern im Quartier und etwas Velofahren im Kellergeschoss.
Nach dem Frühstück um acht Uhr legen wir uns wieder hin bis etwa halb zehn
Uhr. Dann packt mich der Computer: Unter den Adressen www.aktivsenior-erichgerber.ch und erich.gerber-zh@bluewin.ch zähle ich bereits über 900'000
Clippings.
Am Montag früh steht für Susy die Physio mit Frau Sara Haeni auf dem Programm. Am Dienstag geht es mit der Gruppe ins halbstündige Turnen mit Melanie. Am Nachmittag kommt Frau Barbara
Stähli vorbei fürs Ergo-Training mit Susy. Ich selber bestehe ganz in der Nähe bei Physiopraxis ein gesundes Pensum mit Theresa Willimann.
Weil ich selber noch an Husten leide und niemanden anstecken
will, laufe ich vorderhand noch mit meiner Maske herum und muss mich bei diversen auswärtigen Anlässen abmelden.
Abends öffnen wir in unserer Wohnung um 19 Uhr das TV für internationale politische
Sendungen.
Unsere gute Nachtruhe in unseresn speziellen Betten dauert von 20 bis 05.40 Uhr.
Spezieller Punkt:
Was
ist eine Patientenverfügung?
Patientenverfügungen sind ein Dokument, um die eigenen Wünsche bzgl. medizinischer Behandlungen festzuhalten. Damit können Sie medizinischem Personal
und Ihren Angehörigen mitteilen, wie Sie als Patient behandelt werden möchten auch wenn Sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind. Sie können in einer Patientenverfügung bspw. Ihre Wünsche in Bezug auf Organspende oder lebenserhaltende
Massnahmen festhalten und auf diese Weise sicherstellen, dass Ihre Wünsche in allen Situationen respektiert werden. Hier finden Sie Hilfe, um Ihre Patientenverfügung online selbst zu erstellen.
Wir
müssen immer lernen, zuletzt auch noch sterben lernen.“
Marie von Ebner-Eschenbach
Schluss